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12. Februar 2024

CONSILIUM - Vom Zeitplaner zum Zeitfresser


Unglaublich aber war: Ostersonntag und Pfingstsonntag sind keine Feiertage ... .


Mein Dienstplaner CONSILIUM ist ja seit einigen Jahren im täglichen Einsatz in verschiedenen Bereichen bei einem Fussballbundesligisten (der seit gestern dem Meistertitel ein Schritt näher gekommen ist). Das Tool ist so produktiv, dass auch weitere Bereiche dort mit CONSILIUM arbeiten wollen. Das ist sehr erfreulich, stellt mich aber vor größere Herausforderungen, denn die gewünschten neuen Features sind weniger trivial als gedacht. Dabei handelt es sich um die Planung mit Schichtmodellen und um eine Ausgleichstagsverwaltung. Die Schichtmodelle bedeuten, dass nicht jeder Tag einzeln für die Personen in einem Zeitraster geplant wird, sondern es werden festgelegte Arbeitszeitmodelle als Schichten angelegt, die dann in einem Tagesraster in Monatsansicht verteilt werden. Den Teil konnte ich ganz gut umsetzen, weil das genutzte Framework diese Skalierung unterstützt. 1x Tagschicht ist dasselbe, wie 1x herkömmliche Planung von 08:00 bis 17:00 Uhr.

Eine Ausgleichstagsverwaltung einzubauen entpuppt sich jedoch als größere Baustelle. Und das hat mich überrascht. Ein Ausgleichstag muss immer dann gewährt werden, wenn jemand an einem Sonntag oder Feiertag arbeitet. Eine Stunde an einem Sonntag führt dazu, dass der Person ein kompletter Ausgleichstag gewährt werden muss. Die NutzerInnen von CONSILIUM möchten also sehen können, welchen Prsonen solche Tage zustehen. Wer hat an einem solchen Tag gearbeitet und welchen Tag kann man diesem Feiertag zuordnen? Diese Übersicht soll CONSILIUM liefern. So weit, so gut - wären da nicht die vielen Bundesländer mit teilweise grotesken Regelungen. So gibt es den Welterkindertag oder den Weltfrauentag als gesetzliche Feiertage in jeweils einem einzelnen Bundesland. Und - das war mir auch neu - der Ostersonntag und der Pfingstsonntag sind keine gesetzlichen Feiertage. Jetzt könnte man sagen, dass sei egal, denn das sind ja Sonntage. Ja, das stimmt, aber es gibt einen tarifrechtlichen Unterschied zwischen Sonntagsarbeit und Feiertagsarbeit. Welcher tarifliche Zuschlag gilt hier? Gelten die gesetzlichen Regelungen, wie sie das Bundesland vorgibt oder gibt es tarifliche Sonderregelungen? Und es gibt - wenn auch nur vereinzelt - Regelungen als tarifrechtliche Stellschrauben, die Samstagarbeit in dieser Logik einbeziehen will. Ganz zu schweigen, von den unterschiedlichen Regelungen in Bezug auf Heiligabend und Sylvester, die beide normalerweise einen kompletten Urlaubstag nötig machen. Auch das wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Lange Rede, kurzer Sinn: es ist sehr komplex in einem Dienstplantool alle Eventualitäten abbilden zu wollen.

Desweiteren muss das ganze Tool auf die neuesten Versionen der genutzen Frameworks aktualisiert werden. Solche Updates bieten dankenswerterweise viele neue Features, verlangen aber auch nach einem kompletten Review des Codes. Insbesondere bei BOOTSTRAP ist sehr nervig. Wenn ich nicht so viel Zeit mit all den Updates verbringen müsste, würde ich mal nachgehen wollen, ob das alles so hätte seine müssen. Klassennamen von Style-Elementen heissen jetzt komplett anders und Java-Bibliotheken von Dritt-Anbietern verweigern ihren Dienst. Und wenn man schonmal dabei ist, dann kann ja auch gleich alles optimieren, dachte ich mir und habe eine Methode entwickelt, die für die Zukunft von CONSILIUM ganz wichtig sein wird - ich nutze Python auf einem 2. Server (einfacher Linux-Server für 1,- EUR im Monat), der wie eine ENGINE funktioniert und als Mailserver, Reportingplattform und PDF Creator funktioniert. Mit der ganzen Bandbreite der Python-Welt. Das ist eine wirklich tolle Idee, besonders weil es auch viele Sicherheitsaspekte optimiert. Aber das ist ein echter Zeitfresser. Ich bin schon in meinem Zeitplan hinterher und muss ständig an vorhandenen Features Korrekturen vornehmen und die neuen Features implementieren. Neben meinem eigentlichen Job, bei dem ich mich mit ähnlichen Themen beschäftige, geht enorm viel Freizeit dafür drauf. Es klingt fast paradox, wenn aus einem Dienstplaner für die Zeitersparnis für den Entwickler ein Zeitfresser wird. Aber ich habe da eine klare Vorstellung von dem Endprodukt und diese löst dieses Paradox wieder auf.