Inseltagebuch, 24.08.2024
Vor einigen Jahren hatte ich einen großen Fehler gemacht: auf der Rückfahrt von meiner Insel habe ich mir als Datum einen Donnerstag ausgesucht. Nicht irgendeinen Donnerstag, sondern Weiberfastnacht. Das war keine gute Idee und ziemlich bescheuert, an Weiberfastnacht nach Köln zu fahren, auch wenn man nur im Hauptbahnhof ein Gleis wechselt. Seitdem checke ich das Datum, aber seit heute gibt es ein weiteres Datum, dass ich mir merken muss: Es ist ebenfalls keine gute Idee, mit einen Regional Express anzureisen, wenn gerade Gamescom-Messe in Deutz stattfindet. Da kommen dann, selbst an einem Samstagmorgen um 6:30 Uhr, schon so viele Menschen zusammen, dass selbst in Troisdorf-Friedrich-Wilhelms-Hütte der Zug voll ist. Das ist halt eine extreme Massenveranstaltung und das Deutschlandticket macht die Anreise per Zug für die Gamerinnen und Gamer natürlich besonders interessant. Und anscheinend sind Gamerinnen und Gamer Frühaufsteher :-)
Der Tag vor der Abreise war besonders spaßig. 5:00 Uhr aufgestanden, dann zum Flughafen, bis kurz nach Mittag gearbeitet und dann nach Hause - ich hatte die ganze Woche keine Zeit gehabt, etwas vorzubereiten oder schonmal zu packen. Am späten Nachmittag war dann der Koffer gepackt und ich musste feststellen, dass die Teleskopstange des Griffes an meinem Koffer defekt war. Das war natürlich ein Riesenproblem, da ich wegen der Umstiege durchaus weite Wege laufen musste. Also abends noch zu Kaufland gelaufen und Ersatz gekauft - und dann ganz neu gepackt. An dem neuen Koffer war dann auch sofort ein Reisverschluss einer Seitentasche kaputt. Sehr nervig, aber naja, musste ich mit leben.
FlixTrain arriving |
Mein Sitzplatz in Wagen 5 |
In Köln noch relativ leer |
Die Fahrt mit FlixTrain lief überraschend gut. Nostalgie war angesagt - man fühlt sich tatsächlich ein wenig in die 80er Jahre versetzt. Die Wagen sind umgebaute Waggons aus dem Siebzigern, mit den damals üblichen, halsbrecherischen Einstiegen. Es gibt keine Klimaanlage, aber einige Fenster lassen sich öffnen. FlixTrain macht darauf in einer E-Mail vorab aufmerksam - man solle bitte genug zu trinken mitnehmen. Einen Bordservice gibt es nicht, d.h. Verpflegung sollte man dabei haben. Die Sitze sind OK, der sogenannte Komfortsitz gibt gegen einen minimalen Aufpreis ein klein wenig, aber merklich mehr Beinfreiheit. Alle Sitze haben einen Stromanschluss, lassen sich jedoch nicht verstellen. In meinem Wagen war die Toilette defekt und im ganzen Waggon herrschte dieser typische Bahn-Toillettengeruch. Außerdem ist das Fahrtgeräusch recht laut und der Wagen wackelt sehr - das ist bei neueren Zügen merklich anders. Noise-Cancellation Kopfhörer sind dringend zu empfehlen. Das WLAN im Flixtrain funktioniert übrigens sehr gut. Aber ich habe mich geruchs- und geräuschstechnisch wirklich in die 80er zurückversetzt gefühlt.
FlixTrain ist übrigens der einzige Konkurrent zur DB im Fernverkehr. Regionale Konkurrenten gibt es viele - im Fernverkehr gibt es nur FlixTrain. Es gab mal eine zeitlang drei Konkurrenten, neben FlixTrain noch den HKX (Hamburg-Köln-Express) und das Crowdfounding Unternehmen “Locomore” - beide, bzw. deren Streckenlizenzen, wurden jedoch von FlixTrain aufgekauft.
Unschlagbar ist natürlich der Preis. Ich habe knapp 20,- EUR bezahlt (für die Rückfahrt in zwei Wochen sogar nur 15,- EUR, inklusive Buchung des Nebenplatzes). Für den Preis muss man halt Abstriche hinnehmen. Bei der Deutschen Bahn hätte ich tatsächlich über 200 EUR gezahlt, da keine Sparpreise mehr verfügbar waren. Hinzukommt natürlich das Deutschlandticket für 49,- EUR (das ich aber sowieso habe) für die Strecke von Hamburg nach Dagebüll. Da hatte ich eine Stunde Zeitreserve für den Umstieg, da man nie wissen kann, welche Verspätung die Züge nach Hamburg haben. Aber das hat sehr gut geklappt. Zwischenzeitliche Verspätungen hatte der FlixTrain immer wieder mit HighSpeed aufgeholt und kam auf die Minute pünktlich in Hamburg an. Fazit: Vom Preis her unschlagbar, Püktlichkeit perfekt - Ohrenstöpsel sind zwingend notwendig. In meinem FlixTrain war dann auch noch eine Gruppe eines Junggesellenabschieds. Die Geräuschkulisse war fulminant. Das ist natürlich auch schon bei der DB passiert. Aber Gegröhle und die lauten Fahrkulisse sind 4,5 Stunden lang extrem penetrant. Wenn ich in Zukunft nach Amrum fahre und es keine passenden Sparpreise der Bahn gibt, dann werde ich in jedem Fall FlixTrain wieder benutzen.
RegionalBahn nach Niebüll |
Bloggen im Zug |
Mit dem Regionalexpress ging es dann nach Niebüll, dann mit der NEG weiter nach Dagebüll und dann um 18 Uhr mit der Fähre nach Amrum. Das hat alles sehr gut geklappt. Der Regionalexpress stand schon eine halbe Stunde vor Abfahrt auf dem Gleis in Hamburg bereit - klimatisiert und um einiges ruhiger. Da er die gleichen Haltestellen bis Niebüll wie ein IC anfährt (Heide und Husum) und in etwa die gleiche Fahrtzeit wie ein IC, gibt es keinen Grund von Hamburg in Richtung Westerland mit einem teueren Zug zu fahren.
Auch die Weiterfahrt mit den kleinen Bahn der NEG an die Mole klappte problemlos. Mit der "UTHLANDE" ging es dann zunächst nach Wyk und dann weiter nach Amrum. Um 20:00 Uhr war ich wie geplant auf der Insel.
Ich war gerade in meiner Wohnung auf Amrum, als die dicken Wolken, die ich schon auf der Fähre gesehen hatte, einen richtigen Gewittersturm über die Insel brachten. Die Temperaturen sind merklich abgekühlt und bis heute morgen hatte ich kein vernünftiges Internet, weder über mein Samrtphone, noch über das WLAN im Haus. Ich vermute, da hat das Unwetter irgendeinen Engpass ausgelöst.
Abfahrt in Wyk |
Die neue Mittelbrücke in Wyk |
Noch zehn Minuten bis Amrum |
Ich hoffe mal, dass ich ab sofort eine gute Internetverbindung habe - in den kommenden Tagen folgen dann weitere Tagebucheinträge :-)